Bei den Altenstädter Jagdgenossen geht eine Ära zu Ende.

Bei den Altenstädter Jagdgenossen geht eine Ära zu Ende.

Zu Ehren für 50 Jahre Jagdpacht der Familie Heimer veranstaltete die Jagdgenossenschaft Altenstädt eine „Goldene Jagdpachtfeier“ am Samstag, den 22. Juni 2019 in der Semmethütte Altenstädt. Mit ca. 120 Gästen und Teilnehmern wurde es eine gelungene Veranstaltung. Nach einer Rundfahrt mit Planwagen durch das Jagdrevier und anschließender musikalischer Darbietungen der Jagdhornbläser Gütersloh sowie der Alphornbläser Harmonie von Bad Wildungen wurde ein Rückblick über die letzten 50 Jahre der Jagdpacht der Familie Heimer von Heinrich Wicke dargeboten.

 

Rede zum Rückblick 50 Jahr Jagdpacht Familie Heimer

Veranstaltung der Jagdgenossenschaft Altenstädt, 22.06.2019 in der Semmethütte

Heimer

Liebe Jagdgenossinnen und Jagdgenossen, sehr geehrter Herr Günter Heimer, sehr verehrte Gäste,

als langjähriges Vorstandsmitglied möchte ich einen Rückblick und eine kleine Übersicht über die Anfänge und Entstehung der Jagdverpachtung mit der Familie Heimer aus Gütersloh in Westfalen wiedergeben.

Karl Heimer war der Onkel von Günter Heimer. Dieser war mitunter Anfang der 1950er Jahre Jagdgast im Nachbarrevier Mühlenholz Naumburg bei seinem Jagdfreund und Jagdpächter, Herrn Stemich aus Gütersloh. Dies war meines Wissens der Ursprung dafür, dass sich Karl Heimer und sein Bruder Ludwig Heimer für das unmittelbar angrenzende nordhessische Jagdrevier Altenstädt interessierte.

So kam es dann dazu, dass das zur Neuverpachtung ausstehende Jagdrevier Altenstädt von den Brüdern Karl und Ludwig Heimer ab 01. April 1956 gemeinsam auf 12 Jahre gepachtet wurde. Ab dieser Zeit entwickelte sich durch die Neuverpachtung hierfür ein großes Interesse der Bürgerschaft Altenstädt.

Ab Ende 1956 und 1957 wurde von den Brüdern Heimer das Jagdhaus, hoch oben am Waldrand der Hardt in der heutigen Jagdhausstraße, welche danach auch später benannte wurde, gebaut. Die Straße war zu der damaligen Zeit nur ein erdiger und schlecht passierbarer Feldweg.

Der Baustil des Jagdhauses war zu der damaligen Zeit ein sehr interessantes Bauwerk für die Altenstädter Bevölkerung. Das gegenüberliegende Gebiet war seiner Zeit noch freies Feld und Wiesen, dass zum Gutshof Walter Döring gehörte. Dieses wurde nach dem Tod von Walter Döring, Mitte der 1960er Jahre, dann als Wohngebiet erschlossen. Somit entstand hier das „Neubaugebiet an der Hardt“.

Dieses Neubaugebiet war für die Brüder Heimer nicht von großer Freude, weil es bis zur Bebauung möglich war, und auch tatsächlich der Fall gewesen sein soll, dass Rehwild und Hasen unmittelbar vor der Haustür bzw. vom Balkon des Jagdhauses aus geschossen werden konnten.

Leider konnte Ludwig Heimer, der Vater von Günter Heimer, die Einweihung des Jagdhauses im Jahre 1957 selbst nicht mehr mit erleben. Unmittelbar vor Beginn der Abreise zur Einweihung nach Altenstädt, verstarb plötzlich in noch jungen Jahren Herr Ludwig Heimer.

Danach trat sein Sohn und heutiger Jagdpächter, Herr Günter Heimer mit jungen Jahren in die Jagdpacht seines Vaters ein, zusammen mit seinem Onkel Karl Heimer. Zum 01.04.1968 wurde die Jagdpacht um weitere 12 Jahre bis 1980 an Karl und Günter Heimer weiter verpachtet.

Im Protokollbuch der Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Altenstädt vom 03. März 1967 ist nachzulesen, dass sich Herr Karl Heimer bereit erklärte, der Gemeinde Altenstädt für den entstehenden Neubau der Mittelpunktschule Naumburg, 20 komplette Toilettenanlagen mit 20 kompletten Waschbecken kostenlos zur Verfügung zu stellen. Außerdem bot Herr Heimer an, die Jagdpacht für 6 Jahre im Voraus zu bezahlen, damit die Gemeinde Altenstädt finanziell etwas entlastet werde.

Neben der Großzügigkeit des Geschäftsmannes Karl Heimer, soll es auch Ende der 1950er Jahre oder Anfang der 1960er Jahre einen etwas weniger erfreulichen Fall gegeben haben. Herr Karl Heimer hatte zu einer Kessel- bzw. Schüsseljagd bei den Altenstädter Jagdgenossen 10 Treiber bestellen lassen. Am Ende der Treibjagd stellte sich jedoch heraus, dass es anstelle der 10 Treiber 11 Treiber gewesen sein sollen. Somit wurde das festgelegte Treibergeld von Herrn Karl Heimer nicht auf 10 sondern auf 11 Treiber verteilt.

Dadurch erhielt jeder Treiber weniger Treibergeld aus ursprünglich vorgesehen war. Wiederum wurden in den 50er und 60er Jahren bei den Treib- und Schüsseljagden der Familie Heimer auch große jagdliche Erfolge erzielt. So wurden zum Teil mehr als 80 Hasen ja einmal sogar über 100 Hasen geschossen und zur Strecke gebracht.

Nach der Gebietsreform im Jahre 1972 wurde von der unteren Jagdbehörde - ab Neuverpachtung 01.04.1980 - der angrenzende Bründerser Wald mit 50 Hektar nicht mehr der Angliederung an das Altenstädter Jagdrevier ermöglicht und dem nördlich gelegenen Wolfhager Revier 1, trotz Protest der Altenstädter, angegliedert.

Danach musste unser Jagdrevier mit 50 Hektar reinem Waldgebiet weniger zur Neuverpachtung vorgenommen werden. Diese Anordnung der unteren Jagdbehörde musste dann von uns Altenstädtern mit viel Widerwillen hingenommen werden.

Ausgehend war diese Entscheidung, weil Bründersen ab der Gebietsreform ein Wolfhager Stadtteil wurde und es für ein eigenständiges Jagdrevier mit 50 Hektar zu klein war. Auch die Bründerser Jagdgenossen wären damals lieber bei den Altenstädtern geblieben, weil hier ein besserer Hektarpreis erzielt werden konnte.

Zu dieser dann anschließenden weiteren Neuverpachtung in 1980 konnte zwischen dem damaligen Vorstand und der Familie Heimer keine Einigkeit über den Jagdpachtpreis und somit über eine weitere Verpachtung erzielt werden.

Danach erfolgten für den Vorstand der Jagdgenossenschaft Altenstädt - mehr oder weniger - 13 turbulente Jahre mit verschiedenen Jagdpächtern.

Dieses führte jedoch dann im August 1993 dazu, dass sich Herr Günter Heimer entschloss, mit dem Vorstand einen Pachtvertrag einzugehen. Der Jagdbezirk wurde rückwirkend ab dem 01.04.1993 an Herrn Günter Heimer verpachtet. Nach den ersten 24 Pachtjahren an Heimers erfolgten bis zum heutigen Tage weitere 26 ruhige Jahre der Verpachtung.

Hierzu möchte ich ausdrücklich erwähnen, dass wir in den 26 Jahren mit Günter Heimer und seinem Jagdaufseher, Herrn Günter Tiesbohnenkamp, ein sehr ausgeglichenes, partnerschaftliches und freundschaftliches Jagdverhältnis führen konnten.

Zu diesem außerordentlich guten Verhältnis hat auch wesentlich der uns allen bekannte Jagdaufseher Günter Tiesbohnenkamp beigetragen. Ich möchte mich, auch im Namen des Vorstands, recht herzlich für 25 Jahre Jagdaufsicht bei Dir Günter bedanken.

Weiterhin möchte ich erwähnen, dass Günter Heimer immer viel Wert auf Sauberkeit im Revier legte, somit zeigte er sich sehr aufgeschlossen für die Aktionen „Saubere Landschaft“ in Form von Imbiss und Getränken die er immer übernahm.

Ebenso Altenstädter Vereine konnten sich über Zuwendungen in den 70er Jahren erfreuen.

Außerdem ist die Altenstädter Jagdgenossenschaft durch eine Spende von Günter Heimer in den Besitz eines Wiesengrundstückes in der sogenannten „Klustecke“ bei Hattenhausen gekommen, welches jagdlich sehr interessant ist.

Um auch der nördlich gelegenen, freien Feldgemarkung zu mehr Unterschlupf für Niederwild und Rehen zu helfen, konnte durch eine weitere Spende von Günter Heimer eine Feldholzinsel auf der sogenannten „Stubbelinde“ angelegt werden.

Auch wurden die Altenstädter Jagdgenossen von Günter Heimer viele Jahre lang zum Jagdessen eingeladen. Ebenso führte, auf Einladung, der gesamte Vorstand und Jagdausschuss beim Günter im Jagdzimmer in Gütersloh mehrfach Seminare zur Wildschadensverhütung und gleichzeitige Trophäenschau des im Altenstädter Revier geschossenen Rehwildes durch, welches der Wildschadensverhütung immer sehr nützlich war.

Alles in allem konnte der Altenstädter Jagdgenossenschaft nichts Besseres passieren, Herrn Günter Heimer als unseren Jagdpächter zu benennen, welches sich als Glücksfall ergab. Herr Günter Heimer scheidet nun, nach ingesamt 51 Jahren Jagdpacht, aus alters- und gesundheitlichen Gründen zum 31.03.2020 aus. Dieses nehmen wir mit Verständnis und großer Dankbarkeit zur Kenntnis.

In der Altenstädter Jagdgenossenschaftsversammlung vom 24.05.2019 wurde durch einstimmige Abstimmung die Jagdpacht zum 01.04.2020 neu verpachtet. Die neuen Pächter sind bekannte und zuverlässige Jagdfreunde von Günter Heimer, und bereits seit einigen Jahren in der Gemarkung Altenstädt bekannt.

Wir wünschen den neuen Jagdpächtern eine erfolgreiche Zeit. Wir danken dem scheidenden Jagdpächter für die vergangenen Jahrzehnte der guten Zusammenarbeit und wünschen ihm weiterhin noch viele gesunde und gute Jahre.

Weiterhin danken wir Herrn Günter Tiesbohnenkamp für 25 Jahre treue Jagdaufsicht und wünschen uns dieses auch für die Zukunft, denn er wird uns erhalten bleiben.

In diesem Sinne möchte ich folgende Urkunden überreichen:

Für 50 Jahre Jagdpacht an Herrn Günter Heimer.

Für 25 Jahre Jagdaufsicht an Herrn Günter Tiesbohnenkamp.

Für den heutigen Abend wünsche ich Ihnen, auch im Namen des Vorstands, ein paar schöne Stunden und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

  

Quellenangabe: https://www.localbook.de/artikel/Jagdgenossenschaft_Altenstaedt/4f036780-ab6a-42a6-bdbe-919fe53712b2

 

Altenstädter Jagdgenossen